Menschenmüll

24. Februar 2014 – Menschenmüll

Die UN-Kinderrechtskonvention (CRC – Convention on the Rights of the Child) trat am 2. September 1990 in Kraft, also vor fast einem Vierteljahrhundert. Nur drei Staaten traten diesem Abkommen nicht bei: Somalia, weil es dort zu der Zeit keine Regierung gab, der Südsudan und welcher Staat noch? Raten Sie mal, in aller Ruhe… richtig geraten, die USA. Außenministerin Madeleine Albright unterzeichnete zwar die Konvention, verschleppte aber die Ratifizierung im eigenen Land, ebenso Bill Clinton, und George W. Bush lehnte später die Ratifizierung ausdrücklich mit der Begründung ab, dass dadurch der Föderalismus und die Souveränität der Vereinigten Staaten eingeschränkt würden – was auf eine sinistre Art auch zutraf, denn nach der Umsetzung der Kinderrechtskonvention hätte man zum Beispiel keine 12-jährigen Kinder mehr zu lebenslänglicher Haft verurteilen dürfen, ein wahrlich schlimmer Eingriff in die nationale Souveränität.

Klicke, um auf UN-Kinderrechtskonvention.pdf zuzugreifen

Was hat die UN-Kinderrechtskonvention nach einem Vierteljahrhundert gebracht, was hat sie positiv bewirkt? Sehr wenig bis gar nichts – die Lage der Kinder auf der Erde hat sich in den vergangenen 24 Jahren unterm Strich dramatisch verschlechtert, hauptsächlich weil viel zu viele neue Kinder hinzugekommen sind. Aber ich will hier nicht wieder auf dem allgegenwärtigen Problem der Überbevölkerung herumreiten, sondern die Ohnmacht der UN, der bedeutendsten Weltorganisation beschreiben. Man hätte zumindest erwarten können, dass bei den Kindersoldaten, beim Kinderhandel und bei der Kinderprostitution inzwischen eine deutliche Verbesserung der Verhältnisse erreicht worden wäre, doch leider ist es nicht so. Den einzigen Lichtblick bietet eine gewisse Bewusstseinsveränderung, ein Mehr an Aufmerksamkeit für das Leiden von Millionen Kindern weltweit. Geradezu bezeichnend für das schlechte Gewissen der UN erscheint das Zusatzprotokoll gegen Kinderhandel, Kinderprostitution und Kinderpornografie, das im Jahr 2002 unterzeichnet wurde – von diesem Protokoll gingen immerhin einige ermutigende Impulse aus, vor allem im südostasiatischen Großraum, wo Kindesentwürdigung und Child-Trafficking, also das Kind als Ware, besonders prekäre Formen angenommen haben, genannt seien nur Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam und die Philippinen.
http://www.refworld.org/cgi-bin/texis/vtx/rwmain/opendocpdf.pdf?reldoc=y&docid=52909b994

In Südostasien gibt es mittlerweise eine ganze Reihe von NGOs und regierungsnahen Institutionen, die sich der Probleme so gut es eben geht annehmen – es geht allerdings nicht sehr gut, es sind redliche Bemühungen vor einer in seiner Dimension schier unlösbaren Aufgabe. Die ECPAT (End Child Prostitution and Trafficking) ist eine in Bangkok ansässige Organisation mit Schwerpunkt Südostasien, aber sie ist in über 70 Ländern aktiv, es existiert auch eine deutsche Abteilung, die mit Terres des Hommes zusammenarbeitet. Die europäischen ECPAT-Sektionen kümmern sich mehr um den Kindesmissbrauch im Internet (Cyber-Grooming – sexuelle Belästigung von Kindern im Netz), während sich die asiatische Zentrale mehr für die Opfer von Kinderhandel und Kinderprostitution einsetzt. Die UNIAP (United Nations Inter-Agency Project on Human Trafficking) ist zwar eine UN-Institution, sie beschränkt sich jedoch auch vorwiegend auf die Länder um den Mekong herum, die oben bereits aufgezählt wurden, darunter zusätzlich Myanmar. Dann wäre da noch die AAT (Alliance Anti Traffic), offiziell in Frankreich ansässig, auch diese Organisation gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Frauen ist vorwiegend in Südostasien tätig. Ich könnte die Aufzählung fortsetzen – in Südostasien hat man wenigsten die Probleme erkannt und versucht, sie irgendwie in den Griff zu bekommen, aber es wird zu einer Sisyphos-Arbeit, weil die Massen an Menschen und an Geld in den falschen Händen zu groß sind.

Als junger Mann hatte ich die Gelegenheit, verbilligt nach Thailand und nach Sri Lanka zu fliegen, es war für mich eine Sensation, es war noch viel mehr, es war ein Abenteuer sondergleichen, ich eroberte zum ersten Mal die weite Welt… eine heute fast rührende Vorstellung. Als ich in Bangkok aus dem Flugzeug stieg, dachte ich, dass ich einem Backofen gelandet sei, meine erste Reaktion auf die Exotik bestand in dem frustrierenden Wunsch, im Flugzeug zu bleiben und gleich wieder nach Hause zu fliegen. Das Hotelzimmer hatte mein Bekannter, der aus beruflichen Gründen eine Woche später nachkommen würde, schon vorbestellt, ich betrat es also in Erwartung einer Klimaanlage, sie war da, ebenso wie ein junges Mädchen, das auf dem Bett saß und mich mit großen Augen scheu anlächelte. Ich erstarrte vor Schreck, die Irritation steigerte sich noch, weil das Mädchen plötzlich nicht nur ihre Scheue abgelegt, sondern sich auch aufs Bett gelegt hatte, auf das sie mich mit süßen thailändischen Überredungskünsten hinunterziehen wollte… ich war damals und bin noch heute dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan, allerdings nicht unter den damals gegebenen Umständen. Die Gefühlsregungen, die der Situation vielleicht angemessen gewesen wären, wollten sich bei mir nicht einstellen, ich konnte mit diesem bemerkenswert kleinen Mädchen in dieser Lage einfach nichts anfangen, ich wollte es auch nicht, ich wollte das Mädchen einfach nur loswerden. Meine Bemühungen, sie auf Englisch freundlich hinaus zu komplimentieren, waren nicht von Erfolg beschieden, sie guckte mich bloß an, und als ich dann, was eine meiner leichtesten Übungen ist, schließlich grob wurde, wohlgemerkt nur im Tonfall, da fing sie lauthals an zu weinen – im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen, zwei Männer kamen hereingestürzt, sie schrien mich an und drohten gewalttätig zu werden… um es kurz zu machen, gab es aber keine größeren Probleme, mich gegenüber den beiden Thais durchzusetzen, ich ging danach zur Rezeption, um das Hotel zu verlassen.

Eine wahre Geschichte, lange her – doch haben sich die Verhältnisse bis heute tatsächlich verändert? Ich befürchte, nicht. Die Bangkong-Bumsbomber fliegen noch immer, im Übrigen eine Bezeichnung, die ich erst während dieses Urlaubs kennengelernt hatte, mir war das Ausmaß des Sextourismus vorher überhaupt nicht klargeworden. Später ging ich zusammen mit meinem Bekannten durch die Straßen von Pattaya, und da wurde das ganze Elend augenfällig: Rotlicht-Bars ohne Ende, Puffs wie umgebaute Schweineställe, quiekende Thai-Girls, in der Regel noch halbe Kinder, die mit ihren Hintern wackelten, Luden, Türsteher mit Sonderangeboten auf bunten Bildern, dazwischen Mengen von europäischen und amerikanischen Männern, zumeist älter, viele davon mit einer Thailänderin im Schlepptau – eine verkehrte Welt, selbst für jemanden wie mich, dem der Kiez von St. Pauli nicht fremd war. Ich weiß noch, wie ich mich damals freute, endlich von Thailand wegzukommen, ich bin auch nie wieder dorthin geflogen, und ich weiß auch noch, wie wunderbar dagegen Sri Lanka anmutete.

8 Gedanken zu “Menschenmüll”

  1. Barde sagte:

    Die halblegale Kinderprostitution als Haupteinnahmequelle für Touristikwachstum aufzubauen beschämt nicht nur Luden sondern vor allem die PolitikerInnen dieser Länder.

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  2. Limonette sagte:

    Schämen??? Das betrifft wohl auch diese scheiss pädophilen Freier und Fettsäcke aus Deutschland oder sonstwo her !!!

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    • Lilli+Lothar sagte:

      Solche Thaimädchen wären keine Kinderprostituierte in „Schweineställen“, wenn es keine Männer gebe, die so schamlos sind.

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      • Ganz klar, ob in Thailand, Brasilien oder auch Indien:

        Kein Markt, keine Nachfrage, keine Kinderprostitution.

        So ist es aber eben nicht.

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      • Einfach ekelhaft und auf den Punkt gebracht !!!

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      • Es ist noch viel ekelhafter als hier beschrieben. Lesenswert zum Thema:

        Lon, Ich war erst 13: Berlin,2007

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      • LitLove sagte:

        Fliegst du nach Nordbrasilien fällt dir schon auf dem Flughafengelände von Santiago de Bahia auf:

        Kinderprostitution.

        Stört wohl niemanden.

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  3. Gibt es alles auch bei uns.

    Was ist in den Nebenstraßen des Hamburger Steindamms – ausgewiesen aus Kontaktsperregebiet? Junge weißrussische Mädchen, die mit Sicherheit keine 16 Jahre alt sind.

    Alles eine Frage des Hinsehens und des Wegguckens.

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