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Kategorien-Archiv: Ausflug mit Heinzi

Ausflug mit Heinzi

10 Donnerstag Okt 2013

Posted by deeplooker in Ausflug mit Heinzi

≈ 5 Kommentare

Heinzi hat mir seinen verfaulten Zahn geschenkt. Es war der drittletzte oben in der Mitte, die anderen beiden sind nur zu sehen, wenn er lacht. Heinzi lacht oft. Ich weiß, was ihm dieser Zahn bedeutete, ein echtes Geschenk. Sonst macht Heinzi meistens kurzen Prozess, wacklige Zähne zieht er einfach raus, und dann röchelt er sich einen. Röcheln ist sein Lachen. Für einen Spastiker kann er ganz gut sprechen: langsam, vermurkst, gequetscht. Wir beide können uns unterhalten. Aber in der Schule ging’s für ihn irgendwann nicht mehr weiter. Als sein Gelalle und Gezucke schlimmer wurden, schmissen sie ihm als Trost die Mittlere Reife hinterher – sein Traum vom Abitur war ausgeträumt, ein Tiefschlag für Heinzi, auch noch nach Jahren.
„Nu brauch ich… ’n Gebiss.“
Guter Witz, er röchelt, ich grinse ihn an.

Sie hätten ihn wieder vergessen – Heinzi, dieser Lügner. Ich sag’ dazu nichts mehr. Der Fahrer, der die Leute von der Werkstatt nach Hause fährt, ist Zivi wie ich, er hat mir vorher Bescheid gesagt.
„Was grölst du hier so laut rum?“ Die sanfte Tour ist bei Heinzi nicht angesagt, steht er sowieso nicht drauf. Wenn er durchdreht, schnauz’ ich ihn voll an. Ein Mal schrie er so lange im Scherenlager, bis der Dorfpolizist anrückte.
„Vergessen mich hier. Bin’n armes Schwein.“
„Logo.“
„Tour machen, hey? Vielleicht… kommt mein Kumpel.“
„Du nervst.“
Bevor wir auf Tour gehen, muss ich den Rollstuhl vollpacken, er hat hinten ein extra großes Netz – obenauf die drei Sixpacks, die sind am wichtigsten, Zigaretten, eine Flasche Wasser, Pampers, Ersatzwäsche und den Beutel mit den Pillen.

„Alles okay… mit Carlo?“ Heinzi meint meinen Chef. Dem passt es nicht, dass ein Zivi mit einem seiner Behinderten säuft. Kein Alkohol bei der Arbeit, trotzdem haben Carlo und ich unser kleines Geheimnis: den abgeschlossenen Spind mit den Sixpacks. Er sorgt stillschweigend für Nachschub. Als Zivi seh’ ich nicht ein, auch noch das Bier zu bezahlen.

„Hab’ schon geschissen… ehrlich.“
„Klasse“, lobe ich wahrheitsgemäß. Heinzi hat sich zwei Mal unterwegs vollgesaut, gibt Schöneres.
Gleich hinter der Hauptstraße fängt das Moor an. Der schnurgerade Feldweg, den sie neu asphaltiert haben, ist ideal für den Rollstuhl. Sogar gutes Wetter, Frühjahr, die Bäume schlagen aus, die Wiesen grünen. Ich schieb’ so vor mich hin, Heinzi lässt sein erstes Holsten einlaufen, zappelt, sabbert, schmatzt vor Vergnügen. Er will schon wieder eine rauchen, pechschwarze Gitanes, normalerweise zwei Schachteln am Tag – seitdem sein linker Arm nicht mehr richtig mitmacht, qualmt er weniger. Ich stecke ihm die Zigarette an und schiebe sie zwischen seine braunen Finger.

„Kann sein… mein Kumpel kommt heut. Reich’… noch’n Holsten rüber.“
Wir sind weit ins Moor gerollt, an unseren Platz, wo wir anhalten und zusammen saufen.
Ich schnapp’ mir auch ein Bier, trinke es in einem Zug aus. Warm hier draußen.
„Willst du heulen?“, frage ich.
„Klar… muss sein… danach quatschen wir, wa?“
Heinzi weint am liebsten allein. Auf der anderen Seite des Weges gibt es eine erhöhte Einfahrt zu einer Viehweide, sein Stammplatz. Es ist ein festgelegter Wechsel, ein Ritual, er winselt, dann wieder glotzt er stumm in die Landschaft.
„Komm’ her!“

Ich bleibe sitzen, auf dem Erlenstamm, der schon seine Borke verloren hat, dessen Holz über den Winter schon weich wurde. Erlen sind nicht langlebig, ihr Holz taugt nichts. Heinzi hat sich äufgebäumt und ist in sich zusammengesackt. Der Rollstuhl steht noch. Sein Kumpel, wir haben beide auf ihn gewartet. Ich bleibe sitzen, ich schnapp’ mir das nächste Bier, trinke es in einem Zug aus – ist ja noch genug da, ein Glück.

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