Um es gleich vorweg zu sagen: Ich habe kein Thema. Ich wüsste nicht, was ich Ihnen berichten könnte. Ich weiß im Moment überhaupt nichts. Ich sitze da und schreibe so vor mich hin, das ist alles. Im Ernst, Sie brauchen gar nicht weiter zu lesen, es kommt nichts Interessantes mehr. Sie lesen doch weiter? Bitte sehr, auf Ihre Verantwortung – Sie müssen selbst wissen, was Sie tun. Beschweren Sie sich aber hinterher nicht. Sie sollten eine Entscheidung fällen, bestimmt könnten Sie mit Ihrer Zeit etwas Besseres anfangen. Immerhin – Moment bitte, ich muss kurz die Brille aufsetzen – sind Sie bereits in der zehnten Zeile angekommen. Ich habe gerade eben nachgezählt, zwischendurch beim Schreiben. Das stört Sie hoffentlich nicht. Ist sowieso egal, mir schon lange. Vielleicht stehe ich gleich auf, um mir eine Scheibe Brot zu machen. Beim Schreiben sollte man regelmäßig eine Pause einlegen, sonst wird es zu anstrengend. Es ist noch Käseaufschnitt da, drei Sorten in einer Packung. Ständiges Sitzen ist nicht gesund, aber den Käseaufschnitt kann ich Ihnen nicht empfehlen. Ob man schreibt oder nicht – die ganze Zeit zu sitzen, macht auf Dauer krank. Diese verschiedenen Sorten beim Käseaufschnitt schmecken alle gleich, und nebenbei gesagt, gerade wer schreibt, sollte mehr auf Bewegung achten, denn man schreibt gewöhnlich nicht im Gehen. Wieder Schlussfolgerungen, Verknüpfungen, Abwägungen – der Mensch will immer grübeln und denken, so als ob ihm das etwas nützen würde. Darüber sollte man einmal nachdenken. Doch ohne mich, ich gehe lieber in die Küche, reiner Selbsterhaltungstrieb. Sie könnten sich inzwischen unauffällig verabschieden, während ich im Kühlschrank nachsehe, was sonst noch da ist. Dieser Käse muss ja nicht sein.
Betrachtung mit Käseaufschnitt
15 Freitag Jan 2010
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