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Deeplookers Blog

~ Texte für die Schädelbasis

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Kategorien-Archiv: B – MINIATUR

Zwischenbilanz

27 Freitag Mär 2015

Posted by deeplooker in Zwischenbilanz

≈ 8 Kommentare

Früh verzichtete er, ihm kann nicht viel genommen werden, er existiert in einer Verkleinerungsform, das Leben folgt dem Vorgang und passt sich an. Größe kann keinen Platz greifen, die Energien sammeln sich nicht, sie verströmen auf einem Glacis, wo sie leichte Ziele sind. Aus dem Dunkel wurde ihm das Leben zugeworfen, seine persönliche Wundertüte. Überall die Wundertüten, zahllos, massenhaft, die meisten ohne Wunder, dafür prall gefüllt mit allem was die Neugierde stillt. Das Dasein eröffnet sich durch einen Riss, er setzt sich fort, gibt eine Zone frei, in die gleichmütig die Zeit hinein treibt, um sich durch ihr Vergehen scheinbar abzuhandeln. Er er scheut Blicke in das Innere der Wundertüte, meidet Momentaufnahmen und Schnappschüsse, er will sich nicht unnötig bewegen in der dürftigen Möblierung seiner Gedankenwelt.

Er muss nicht sein, Anwesenheit ist kein Gebot, Leben kein Gesetz. Alles soll auf etwas zu laufen – schon so oft kam er an und lief vorbei, ging einfach weiter. Das ist kein Weg, kein Weg, der auf ein Ziel zu führt und das Ziel in sich birgt. Nullstellen bieten sich an, er besetzt sie, es sind Ruhepunkte in der Distanz zwischen dem Nichtigen, Orte seiner Einbildung vom Einklang. Im Verharren oszilliert eine kryptische Seligkeit. Er scheut Wendepunkte, will nicht von fremden Kraftschüben aus dem Verborgenen in andere Richtungen gelenkt werden. Manchmal geht er in die Stadt, um sich an der Weglosigkeit der Flächen zu berauschen – seine Ekstasen sind Menschen, die sich in der Leere drängen, er beobachtet fasziniert ihre Eile, wie sie sich im Vorbeigehen verhalten ohne zu verhalten, wie sie in jähen Blickkontakten miteinander umgehen, wenn sie sich umgehen, wie sie sich im letzten Moment unausweichlich ausweichen.

Mächtig sind die Hotelhallen, sie haben ihren eigenes Firmament – mit Bewunderung ist das Entree entrichtet. Der Concierge akzeptiert schweigend die Ehrerbietung des Besuchers vor dem hoch Aufragenden, noch fragt er nicht nach Wünschen. Fahrstühle gleiten lautlos an den Wänden auf und ab, Monstranzen mit Gebrauchswert, Devotionalien an den heiligen Algorithmus, Illusion von Schwerelosigkeit. In den Kathedralen zu beten, muss gestattet sein, der livrierte Page wird zum Messdiener, er schleicht an dem Besucher vorbei, als der seine Hände gefaltet hat. Dastehen, die Augen nach oben gerichtet – kein Gebet, ein Gefühl von Bedrückung beschleicht ihn, er kommt sich winzig vor, so wie es sein soll. Früher durften die Tempel vom Volk nicht betreten werden, sie waren den Kundigen vorbehalten, den Priestern, die den Göttern nah waren und die sich mit ihnen sogar vereinten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch heute sind die Götter für die meisten Menschen unnahbar, aber es gibt mehr Tempel – nur statt Altären sind es Rezeptionen für die Kunden, statt Steinblöcken sind es Glasfassaden, statt Säulen ist es die angemaßte Überwindung der Schwerkraft. Leichtigkeit soll sich mit Größe verbinden, welch ein Vorsatz – das moderne Pantheon strebt nach oben, nicht ins Innere.

Er findet keine Bilder von sich, nicht im Personalausweis, nicht morgens im Bad. Wie er manchmal die Frauen beneidet um ihre Spiegel, sie haben immer einen zur Hand, wie einen Schlüssel zu sich selbst, sie schauen prüfend hinein, ohne dass jemand daran Anstoß nimmt. Schönheit wird wie Gold begehrt, ein Mensch muss Wünsche haben… und seien sie noch so klein, noch so einfach, noch so profan – nichts fürchtet er mehr, als sie zu verlieren, das ist seine Angst. Die Vorstellung von einem wunschlosen Glück verwirrt ihn, Wünsche malen das Leben bunt aus, sie geben ihm Farbe, und auch wenn ihre Unerfüllbarkeit sie am Ende in Fetzen auflöst, so verdichten sich die Fetzen doch zu flüchtigen Schwärmen im Wind, der sie in Silhouetten von Sehnsucht verwandelt. Das sind Aussichten – daran kann er sich Augenblicke lang festhalten, an dem was er nicht greifen kann, an dem was er niemals begreifen will. Was dauert, das täuscht. Im Farbenspiel der Dämmerung kommt kein Fels einem Anblick gleich, der ihn bis in seine Träume begleitet. Harte Steine, Felsen, Granitblöcke aufgetürmt zu Pyramiden, sie alle sind Fallen der Zeit, mit denen sie die Menschen einfängt.

In Aufwallungen spürt er seine Verhärtung, möchte sie aufweichen, sie überwinden – er sollte zärtlicher sein, doch er findet niemanden, mit dem es ihm gelingt. Da waren Frauen, die seine Zärtlichkeit entgegennahmen, die sie absorbierten und dann nur wenig zurückgaben, da waren Kinder, die seine Zuwendung aufaßen wie ein Brötchen mit Marmelade, da waren mitfühlende Mienen, die sich auf einen Zuruf abrupt von ihm abwandten. Denken ist Gift für die Zärtlichkeit, seine Existenz verläuft von Tag zu Tag toxischer, schlimmer noch, er selbst hat sich zu einem Giftmischer entwickelt. Alles Sanfte eignet ihm nicht, ihm bleibt allein die Vision von Reinheit. Er möchte seine Sinne für das Unverfälschte schärfen, er möchte zurück zu der umfassenden Natur, die zwar vor Ausscheidungen wimmelt, vor Aas und vor Millionen von Keimen, die aber nicht verdreckt ist, die keinen Unrat kennt und keine Müllberge – dann wird er die Landschaften wieder in sich aufnehmen, sie werden ihn aufnehmen, und er wird sie nicht nur wie ein Zuschauer von außen betrachten, dann wird er tief in die Natur eintauchen, bis zu dem Punkt, an dem sie sich mit ihm selbst aus allen gesetzten Spannungen und Gegensätzen löst. Dort, dort wo er nicht mehr allein ist, liegt seine wahre Existenz.

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Gedankenlos

12 Mittwoch Mär 2014

Posted by deeplooker in Gedankenlos

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Ich habe mich ausgedacht, meine Gedanken verweigern sich, sie wollen nicht krank werden an mir, sie fliehen aus meinen Höhlen, streben ans Licht, wo sie sich von den dunklen Farben reinwaschen und nach Außenwelt duften, wo sie auf den Wind warten, der sie zu Leichtigkeit aufhebt, der sie mit sich nimmt auf seine Reise durch alle Fernen, der Flüchtigste der Flüchtigen wird sie zu einem Rauschen verwehen, wird mit ihnen vorwärts stürmen durch Wonnen und Wahn, sie werden Festes ins Wanken bringen, die Luft vibrieren lassen, das Unglaubliche wahr werden lassen. Doch ich misstraue dem Wind, er ist unstet, mal ein Wilder, mal ein Zauderer, aber immer ein Zauberer, der aus dem Nichts auftaucht, der nirgendwo wohnt, ein Heimatloser, rastlos, ziellos, ich habe ihm meine Gedanken nicht freiwillig anvertraut – wenn sie einfach verschwinden, dann gehören sie nicht zu mir, dann hat sie irgendwann der Wind des Lebens geschickt, ohne zu fragen, ohne dass ich es bemerkt hätte. Mein Inneres ist eine Besatzungszone, fremde Gedanken haben sich in mir eingenistet, ich kann sie nicht mehr von meinen eigenen unterscheiden – sobald sie mich wieder verlassen, reißen sie Stücke mit aus meiner Bewehrung gegen den Abgrund in mir, sie vergreifen sich an den Resten meiner Substanz, sie zerspellen meine Hirnhaut, sie durchlöchern meinen Schutzmantel, den ich mir vor der Welt übergeworfen habe. Ich bleibe zurück, atemlos, gedankenlos, bar jeder Überlegung, ich muss mich mit Reflexen begnügen, mit öden Regungen, die wie Schwaden im Kopf lasten und die sich doch nicht zu Gedanken formen wollen. Das ist meine Existenz, das ist mein Dasein, mit dem letzten Aufgebot an Ich, mit Persönlichkeitsfetzen und Bewusstseinskrücken versuche ich bei mir zu bleiben… doch es fällt mir so unendlich schwer, ich fühle, dass etwas mich holen will, zu sich holen.

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Anklage an den Süden

08 Mittwoch Jan 2014

Posted by deeplooker in Anklage an den Süden

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Süden, du Prahler, wo ist dein Licht, ich will meine Ansichtskartenfarben, nicht dein Hitzeflimmern, nicht das staubige Graugrün vor dem Verdorren, Süden, du Bilderbuch, du hast die Seiten deiner Landschaften verschlagen, du Aufschneider, ausgemergelt bist du, du kannst mich nicht mehr täuschen mit deinen Bougainvillea-Klecksen, in den schneeweißen Häusern schwitzt eine schwere Schwärze, die Palmwedel aus Bountypapier rascheln hart im Wind, Süden, du hast deine Strände zu streng frisiert, ich habe die Sandkörner gezählt, es waren zu wenige, wie nichts rannen sie mir durch die Finger, Süden, du hast dich verausgabt, nun sind deine Wanderdünen zu blond geworden, mit Farbgewittern hast du alles Bunte verjagt, du verschreckst das scheue Blau des Meeres mit deinen klebrigen Küsten, ach Süden, wie du einmal geduftet hast, nach Mandelblüten, nach Leichtigkeit, nach Nächten und Mädchenlachen… nun treibt der Gestank von Pommes aus deinen Tavernas, Süden, nun erstickst du in Schwaden von Sprays, in den Ausdünstungen der tasty Burgers und der traurigen Touristenmenüs, du bist verloren im Mief der Milchshakes und Muffins, deine Straßen riechen nach Schweißfüßen, nach Menschenmassen-Aroma, nach dem adstringierenden Geruch des Geldes, Süden, du Angeber, du warst immer laut, aber Krach hast du nie gemacht, du hast friedlich gelärmt, gehupt, geschimpft, geschnattert, du hast deine eigene Musik gemacht, nicht die Bässe bis zum Anschlag aufgedreht, Süden, ich vermisse dich, ich suche nach deinen Sonnenuntergängen und finde nur Spektakel am Abendhimmel, Süden, du hast mich so sehr verlockt, gib mir deine Stimmung zurück, ich will nicht die aus dem Tetrapack, gib mir meine Sehnsüchte wieder, du hast sie einbehalten, Süden: Du bist mir noch etwas schuldig.

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Pochoirs

23 Mittwoch Okt 2013

Posted by deeplooker in Pochoirs

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Bulgaren markieren den Asphalt, Strich für Strich geradeaus, Orangenmänner im Morgengrauen, Zeit ohne Schatten, ein Türke macht den Pfeil zum Abbiegen, Orangenmann vor Tagesanbruch, die Lichtsekunden ticken, Litauer machen den Zebrastreifen, Blaumänner, kein Signalton, vorschriftswidriges Erstellen eines Fußgängerüberweges, in der Zeit ohne Schatten, Zigarettenglut, Rufe, Eimer klappern, die Motoren der Maschinen haben es warm, die Sonne zittert sich in die Kälte, das Morgengrauen stirbt seinen Tod, Schattengeburt, ausgetragen in der Weltraumnacht, die Orangenmänner rufen nicht mehr, die Blaumänner haben ihre Kippen zertreten, die Autos fahren, der Tag.

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Be my baby tonight

11 Freitag Okt 2013

Posted by deeplooker in Be my baby tonight

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Er kauft sich für fünfzig Euro Liebe, gibt sie in eine schnelle Hand. Er weiß, dass nur ein paar Cent herausspringen werden, doch nichts ist für ihn teurer als dieses Kleingeld. Die goldigen Münzen, sie sind echt, sie sind nicht echt. Er wird sie später einsammeln, bevor er sich in den nächsten Tag quälen muss. Ihr Blick geht an seinen Augen vorbei, ein Passant, der nicht grüßt. Diese Zeit ist kein Geld wert. Sie gibt sich nicht hin, das kann er nicht erwarten. Sie gibt sich keine Mühe, sie kommt zu ihm, macht ihren Job. Dann fragt sie ihn. Er sagt Ja, spreizt seine trockenen Lippen bis zum Anschlag, um zu lächeln. Schmerz, er sagt jedes Mal Ja.

Noch ist Zeit. Die fünzig Euro lösen sich langsam auf. Sie wird unsicher, legt sich neben ihm hin, erzählt vom Einkaufen am Tag. Es interessiert ihn. Wie schön das wäre, zusammen einkaufen. Für die Ewigkeit einiger Atemzüge träumt sie in ihn hinein, betastet vorsichtig seine Gedanken. Der Schimmer auf ihren Pupillen wird wässrig, überschwemmt ihre Augenwinkel. Für Tränen hat er nicht bezahlt. Sie wendet ihren Kopf ab und sagt die harten Worte, auf die er gefasst ist, auf die er nichts antworten kann.

Er wird wiederkommen, er kommt wieder. Im Treppenhaus riecht es schlecht. Draußen lauert das Morgengrauen, der Frühimbiss mit den gelben Frikadellen, mit dem gelben Senf und Tass Kaff. Er hockt im Dunkeln auf einer Treppenstufe, grinst gegen den Gestank an, in Gedanken sein kostbares Kleingeld.

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Tagtraum

10 Donnerstag Okt 2013

Posted by deeplooker in Tagtraum

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Ich will Schönes sehen, ich will Gefühle ausleben, die vergraben sind unter euren Haufen von Machen und Tun. Seht, was ihr getan habt, so vieles, Enttäuschungen füllen eure Vitrinen, enden in Pappkartons auf Flohmärkten, rumoren digitalisiert auf den Festplatten, vagabundieren im Gepinst eurer Vorsätze, verhallen in Hirnen. Die Zeit, das gnadenlose Agens, entsorgt sie auf Halden, formt Wanderdünen aus Weggeworfenem und Verzicht, verdichtet bis zur Unkenntlichkeit wälzen sie sich träge über Lebenswege bis zur Abbruchkante.

Ich will Schönes sehen, ich will ausblenden, die mich beschweren, mich endgültig abwenden von den Sojasachsen, von den Krisenkalkülen der Ökoschwaben, vom Bionadenplausch in den Reihenhausschlössern des sozialästhetischen Neuadels, von Pornobrillenträgern und Potenzpiefkes im Wellnessambiente, von den bulimischen Arschgeweihträgerinnen, von den Zahnweißstrahlerinnen im Workoutlook, von Champagnersüfflern à la mode, Geldschefflern, Kretins und Dekadenzbratzen – vom elephantiasisch wuchernden Schmock des Carpe diem im Fieber, dabei zu sein.

Ich will Schönes sehen, ich will meine Bedürfnisse von allem Extrinsischen befreien, nur genießen, ein stilles Lachen auf Gesichtern von Menschen in sich hinein, das mich mitnimmt, bis ich auch lachen muss, zusammen sitzen unter der Sonne, einfach essen, Brot und Früchte, klares Wasser und gewöhnlichen Wein trinken, reden, sich über Sensationen des Alltäglichen unterhalten, über die Dinge, die interessieren, sich vor Regen schützen, gemeinsam das Gewitter fürchten, sich der Natur ausgesetzt wissen, endlich nichts mehr verstehen wollen – wozu – nicht mehr besser oder schlechter sein müssen als andere, verletzlich bleiben dürfen, offen und gelassen, Geborgenheit fühlen, ein bisschen geliebt werden im unfassbaren Verlorensein.

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Licht aus, Spot an

10 Donnerstag Okt 2013

Posted by deeplooker in Licht aus, Spot an

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Wir wollen es am späten Abend machen, wenn die Träume zwischen den Wänden um sich schlagen, wenn sie einbrechen in die Kabuffs zwischen den Ohren, wenn sie in den Innenwelten zwischen die Paravents mit den Fototapeten schleichen, tünchen, eilig retuschieren – dann haben wir Ruhe, dann, draußen vor dem Geheul der Illuminationen, lähmen wir die knallenden Peitschenlampen und sehen, wir knicken die Lichtstrahlen vor den Kinos, verschleudern die Displays, zürnen den Leuchtreklamen, bis sie ersterben, bis sich Millionen Glühbirnen aus den Gewinden schrauben und sich die Neonröhren ausfließen – dann sehen wir, wollen die Dunkelheit gewinnen, die Totalität der Schwärze. Wisset, ihr eklektisch funzelnden Lichtgestalten, die ihr aus den Koital-Steckdosen herausgezuckt seid und die ihr ungeerdet im Wechselstrom eurer elektrisierten Sehnsüchte Existenz halluziniert – wisset, dass ihr nur sehen könnt, wenn die Blicke nur noch suchen – wisset, ihr schwachbrüstigen Elektromagneten voller Hirngespinste, Heulanfälle und Hämorrhoiden, wisset dass ihr erst erkennt, wenn euch nichts mehr vor dem Nichts im Augenweg steht, kein Oszillieren, keine magmatischen Protuberanzen, kein Abglanz vor dem Horizont, wenn keine angeknipsten Halos mehr um eure Kakerlaken-Kosmen wabern. Erst wenn sich im tiefsten Dunkel des göttlichen Schattens die Welle mit dem Korpuskel vereint – erst dann wird euch ein Licht aufgehen.

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Kraftmeier

02 Freitag Sept 2011

Posted by deeplooker in Kraftmeier

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Kraftmeier ist eine Wunde, sein Leben Narbenbildung, er schwärt, er heilt nicht ab, jeden Morgen bricht die Wunde wieder auf, der Aufbruch in den Tag eitert, Kraftmeier weiß, wer sein wildes Fleisch will. Da züngelt sie, die Warteschlange mit dem tödlichen Biss, Kraftmeier steht nie an, meidet Rücken vor sich, meidet Vorrücken, diesen einen Schritt vor den anderen, den letzten bis zur Abendkasse, die nur noch schlechte Karten hat. Früher hat er alles gestemmt, sein Wesen nahm ein, gab wenig ab, er nahm die Weltwunder mit und ließ sie wieder fallen, Kraftmeier, der Absauger, der Allesfresser, nahm sich die Frauen aus den Pralinenschachteln, Nougat, Krokant, Pfirsich-Melba, kurz waren die Wege von den Blowjobcentern in die Muschibuden, wo seine Steckenpferde durch die Nacht galoppierten. Trari, trara, der Benz ist da, Kraftmeier hat immer ganz durchgetreten, hat den linken Ellenbogen locker aufgelegt und mit zwei Fingern gesteuert, abgefahrene Zeiten, er hat die Zeiten abgefahren, hat immer aufs Tempo gedrückt. Kraftmeier blickt in den Spiegel mit dem Riss, sieht die Pflaster, die Gaze, die Mullbinden auf der Ablage, er wird heute ins Theater gehen, die letzte Vorstellung ist ausverkauft, aber vielleicht bekommt er doch noch die Karte an der Abendkasse.

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Der Tierfreund

10 Mittwoch Aug 2011

Posted by deeplooker in Der Tierfreund

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Meine beiden Schweine heißen Kalle und Mister Pig. Mister Pig hat so eine Art, deshalb der Name. Ich habe ihn zugekauft, weil Kalle sich einsam fühlte. Er wollte nicht mehr richtig fressen, er grunzte mich traurig an – da konnte ich nicht anders.

Mein Tierarzt, sonst ein Rauhbein, sagte mir, dass man auch Schweine ganzheitlich sehen müsse. Nur Schweine in Gesellschaft wären bio – stimmt, Kalle ist seitdem richtig aufgelebt. Er reißt sein Maul auf, als ob er lacht, ich glaub, er lacht tatsächlich. Mit Mister Pig versteht Kalle sich prächtig, die beiden sind eine Herz und eine Seele.

Schweine wollen sich suhlen. Ich ließ mir naturbelassenen Mutterboden kommen und hielt so lange den Schlauch drauf, bis der Schlamm glänzte. Da ging richtig was ab: Mister Pig war eine halbe Stunde drin und sah danach aus wie ein schwarzes Schwein. Dagegen Kalle, das Sensibelchen, zuerst schnüffelte er nur vorsichtig, aber dann ging er auch in die Vollen. Den Schlamm lasse ich drauf – gut für die Haut, meint der Tierarzt.

Ich kriege Ärger, weil ich Actimel an die Schweine verfüttere. Kalle hatte Verstopfung – was hinten rauskam, war hart wie Zement. Als er mich mit seinen Schweineaugen anstarrte, fiel mir die Reklame aus dem Fernsehen ein, wo Tanten Joghurtbrühe trinken, um besser zu pupsen. Kalle war gleich begeistert von dem Zeug, und siehe da, ein paar Stunden später flutschte es wieder. Inzwischen sind die beiden auf dem Trip: Wenn sie ihr Actimel nicht kriegen, werden sie unausstehlich.

Man kann mit den Schweinen spazierengehen. Sie laufen einem hinterher wie Hunde, bloß dass der Garten nicht gut dabei aussieht. Mister Pig randaliert gern und schlägt sich schon mal in die Büsche. Ich steh nicht so auf Rhododendren und Tulpenbäume, aber drinnen wird die Stimmung schlechter. Wenn ich draußen auf der Bank sitze, wenn ich meine Hand gegen Kalles platte Nase drücke, wenn ich merke, wie freundlich er schnaubt, wie er zurückdrückt – dann muss ich oft an drinnen denken.

Heute gab es Nackenbraten, gestern Jägerschnitzel, vorgestern Kotelett. Sonst war Kotelett immer zu trocken und Nackenbraten immer zu fett. Im Kühlschrank Packungen mit Schinken, gekocht, geräuchert, was weiß ich, sogar Bierschinken. Aber kein Actimel: Das ist Krieg! So geht das nicht weiter. Wir haben uns schon längst auseinandergelebt.

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Zombie

15 Dienstag Feb 2011

Posted by deeplooker in Zombie

≈ Ein Kommentar

Manchmal bricht die Lederhaut auf, es ist keine Wunde, eine Öffnung, da wo der Kopf am weitesten ins Nichts hängt, fließt etwas aus, sackt in den Tränenkanal, die Augenwinkel bleiben trocken, der Blick wach, der Blick wacht, will sich nach innen wenden, dem Druck aus der Höhle begegnen, ihm ausweichen, doch Traurigkeit überall, sie steckt in den Knochen, wie schwerer Schaum lastet sie auf den Gedanken, Dreck inwendig, Zweifel die streng riechen, in der Nase, in den Nebenhöhlen, sie kriechen durch die eustachische Röhre ins Ohr, sie machen den metallischen Geschmack im Mund, sie machen den Atem schlecht, die Gefühle bitter, sie verschlammen das Gehirn, sie machen das Leben tot in vivo.

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