Vor einiger Zeit schrieb ich einen kurzen Beitrag im Forum von Spiegel-Online, unter anderem mit der Bemerkung, dass meiner Meinung nach die Twin-Towers kontrolliert gesprengt worden seien – ich hatte nach Erfahrungen mit Spiegel-Online eigentlich nicht mit der Veröffentlichung des Beitrages gerechnet, doch zu meiner Überraschung erschien er. Daraufhin entgegnete jemand im Forum, dass ich mir wahrscheinlich zu viele dieser „schrägen Videos“ über 9/11 im Internet angesehen hätte. Das war’s, meine Antwort darauf kam nicht durch. Für mich war diese Reaktion aufschlussreich. Es gibt in den Mainstream-Medien offenbar einen stillen Konsens, die Aufklärungsbewegung zu den Anschlägen vom 11. September 2001 möglichst zu ignorieren.

Um diesen stillen Konsens geht es mir. Ich werde versuchen, ansatzweise Antworten auf die Frage finden, warum das gemeinsame Schweigen funktioniert. Dazu kommt noch etwas anderes: Ich möchte dem Leser mein Unverständnis unterbreiten, mein anhaltendes Unverständnis darüber, dass dieser Konsens nicht zu der Stümperhaftigkeit passt, mit der die Anschläge getarnt wurden, nämlich als Terror-Aktion einiger arabischer Wirrköpfe, die praktisch unbewaffnet vier Verkehrsflugzeuge in ihre Gewalt brachten.

Die Argumente gegen die Version eines Al-Qaida-Killerkommandos sind inzwischen so zahlreich und so stichhaltig geworden, dass es rätselhaft erscheint, wie der wahre Täterkreis davon ausgehen konnte, dass sein Vorgehen unentdeckt bleiben würde. Wenn – als ein Beispiel von vielen möglichen – die Entführung von gleich vier Verkehrsflugzeugen in in einem nahtlos überwachten Luftraum eineinhalb Stunden lang angeblich unbemerkt blieb, dann erübrigen sich weitere Diskussionen, dann bleiben nur noch Kopfschütteln und Empörung. Denn wer soll den Unsinn glauben? Das Kopfschütteln über die offizielle Darstellung der Geschehnisse setzt sich fort, es will gar nicht mehr aufhören: Zu plump sind die zahlreichen Lügen, zu frappant sind die Widersprüche zwischen dem, was man mit eigenen Augen sehen kann und dem was an Deutungen von den Behörden angeboten wird. Nachdem das Grauen abgeklungen ist, erzeugen die Anschläge heute die Atmosphäre von einem absurden Theater, bei dem die Weltbühne zum Abgrund wird.

To get away with it – ungeschoren davonkommen – oder vielleicht angebrachter: Augen zu und durch. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten, ich hoffe es nicht. Der Mantel der Geschichte ist kein Trenchcoat, er ist schwer und träge, er deckt nicht alles so schnell zu wie manche Menschen hoffen. Es wird bei 9/11 nicht zu dem finalen fatalistischen Schulterzucken kommen wie bei den neuen Erkenntnissen zum Kennedy-Mord 50 Jahre später. Der 11. September 2001 liegt erst knapp 13 Jahre zurück, die Erinnerungen daran haben sich in Millionen Köpfen eingebrannt. Und auch die Dimensionen der Anschläge übersteigen die des Attentats auf den renitenten John F. Kennedy – 9/11 war mehr als ein Dressurakt an den kriegsmüden Amerikanern, 9/11 war eine Botschaft des erzkonservativen Amerikas an die Welt.

Also hallte der Ausruf eines wieder erstarkenden Bellizismus um die Erde… doch kam ein Echo? Nein, kein Echo, da war nur ein Murmeln, ein Raunen, in dem eine vage Trauer mitschwang. Heute ahnen die Menschen, dass seit 9/11 eine grundsätzlich falsche Richtung eingeschlagen wurde, doch sie wollen sich ihrer Ohnmacht nicht stellen – stattdessen gehen sie zur Tagesordnung über. Die Geschäftigkeit wird zu einer Art Trance, in die besonders Journalisten verfallen, weil sie das Weltgeschehen verfolgen müssen, weil sie jeden Tag damit beschäftigt sind, es konsumentengerecht umzudeuten und zu moderieren. Das ist eine erschöpfende Arbeit, sie zehrt die Persönlichkeit aus, sie nagt an der Würde, sie verzerrt irgendwann die eigene Wahrnehmung. Das ständige Verleugnen der Tatsachen weicht auf Dauer die Gehirne auf. In dieser Situation kommt es darauf an, das eigene Weltbild den veränderten Gegebenheiten so anzupassen, dass man von allzu nagenden inneren Konflikten verschont bleibt, und das wird nur möglich, wenn Realitätsverdrängung zu Realitätsverdichtung umgewidmet wird – man überholt in Gedanken die Wirklichkeit, indem man ihre gefühlte Unerbittichkeit vor die Fakten schiebt, oder kurz gesagt: Es ist eben so wie es ist, alles andere ist gelogen. Die Summe aus dem Harmoniebedürfnis des Menschen und aus seiner potentiellen Korrumpierbarkeit ergibt sein für ihn plausibles Existenzverständnis, und dieses Verständnis kommt, egal wie einfach oder kompliziert es auch beschaffen sein mag, einem Grundbedürfnis gleich. Der Mensch ist prinzipiell unfähig, eine problematische Distanz zu sich selbst aufzubauen und diese über längere Zeit durchzuhalten.

Was verlangen die wahren Täter des 11. September von den Medien? Dass sie den Deckel über den brodelnden Gerüchten geschlossen halten, dass sie immerzu das Wichtigste weglassen, dass sie den siechenden Terror-Popanz sorgsam pflegen, dass sie ihre Berichterstattung bis zur Unkenntlichkeit verbiegen… unter dem ständigen Druck dieser Forderungen verspielen die Medien ihre Glaubwürdigkeit gänzlich. Damit wird neben der Front zwischen Politik und Bevölkerung eine zweite aufgebaut, die Front zwischen der Bevölkerung und dem medialen Mainstream – die Diskrepanz ist nicht neu, aber sie war noch nie so ausgeprägt wie in der Gegenwart. Wenn sich die meisten Menschen vorher noch einigermaßen gut bedient fühlten, so fühlen sie sich nun von den fortlaufenden Falschdarstellungen provoziert, die Leute verlieren das Vertrauen in Presse und Fernsehen. Immer mehr Frustrierte wechseln in die Nebenöffentlichkeit des Internet über, das sich bisher noch flächendeckenden Kontrollversuchen erfolgreich entziehen kann. Die Alternativöffentlichkeit Internet hat die Mächtigen nicht nur in den USA kalt erwischt, sie müssen bisher noch fast hilflos registrieren, wie ihnen das für Manipulationen unersetzliche Meinungsmonopol abhanden zu kommen droht.

Diejenigen die für 9/11 verantwortlich sind, hätten diese Gefahr vorher erkennen können, zumindest im Prinzip – aber wahrscheinlich haben sie bei dem geringeren Ausbau des Internet vor 13 Jahren noch unterschätzt, wie akut sie dieser globale Kommunikationsraum später gefährden würde. Es war damals noch nicht abzusehen, mit welcher Wucht und Stringenz sich im Internet ein massenhaftes Aufklärungsbegehren hinsichtlich der Anschläge entwickeln kann. Wenn es tatsächlich zu einer neuen, dieses Mal unabhängigen Untersuchung des Massakers von 9/11 kommt, wenn also eine Grand Jury eingesetzt wird, dann wäre das der Super-Gau für die angestammten Machtverhältnisse, nicht allein für die in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ich wage sogar die Behauptung, dass eine solche Untersuchung die Geschichte in dem Ausmaß verändern könnte wie es 9/11 getan hat, dann jedoch in positivem Sinne.

Ab welch einer Schwelle beleidigen Fehlinformationen die menschliche Intelligenz so sehr, dass die Menschen den Zustand als unerträglich empfinden? Diese Schwelle ist längst überschritten, trotzdem werden die Lügen immer unzumutbarer. Da wäre zum Beispiel Satam al-Suqami, einer der vermeintlichen Entführer des Flugzeugs, das in den ersten Twin-Tower gerast sein soll: Als dieses Flugzeug beim Aufprall in einem Feuerball explodierte, soll der Pass von Satam al-Suqami herausgeflogen sein und unversehrt in der Nähe auf den Boden gefallen sein, wo ihn das FBI fand, um ihn später als Beweisstück zu präsentieren… was soll man dazu sagen? Wieviel Chuzpe muss jemand haben, wie dumm, wie rotzfrech muss er sein, dass er es wagt, vernünftigen Menschen einen derartigen Schwachsinn anzudienen? Es ist unverständlich, und doch durchzieht diese Attitüde des Scheißegal nahezu alle offiziellen Erklärungen zu den Anschlägen am 11. September 2001: Flugzeuge, wo keine Flugzeuge sind, basta – ein Hochaus in massiver Stahlbauweise, das von selbst zusammenfällt, basta – Telefonanrufe, die unmöglich stattgefunden haben können, basta – und so weiter. Die Anschläge mögen professionell ausgeführt worden sein, aber sie wurden so dilettantisch getarnt, dass es trotz der grausamen Geschehnisse geradezu lachhaft wirkt. Alles andere als lachhaft ist es, dass eine Gesellschaft nicht mehr die Kraft aufbringt, solche pervertierten Formen der Kommunikation zu verhindern.

Wie inkompetent die Medien als vierte Gewalt werden, das pfeifen die Spatzen von den Dächern, allerdings: Hier geht das Versagen an die Wurzeln der Zivilisation, sie wird in ihrer Substanz angegriffen und verkümmert. Die bis auf wenige Reste zu feinem Staub pulverisierten Wolkenkratzer von Manhattan markierten nicht nur einen mafiös verbrecherischen Zusammenbruch, sondern auch einen soziokulturellen Zusammenbruch der Gesellschaft. Dabei spielten die Medien eine verheerende Rolle, ihr wichtiger strukturierender und vor allem ihr korrigierender Einfluss wurden auf dem Altar des Kommerzes geopfert. Nun hat die Gesellschaft nichts mehr vorzuweisen außer Geld und Macht, sie ist zu einem ethischen Niemandsland geworden, zu einer lokalen Gemeinschaft von moralischen Habenichtsen, von Menschenähnlichen, die sich am Kriegführen in seinen vielfältigen Erscheinungsformen delektieren, das heißt auch am alltäglichen Krieg der Individuen untereinander. Aber vielleicht sind die dreitausend Menschen am 11. September 2001 ja doch nicht umsonst gestorben, auch nicht die hunderttausende Iraker, Afghanen und Soldaten der NATO als Folge der Anschläge – vielleicht setzt ihr Tod mehr als zehn Jahre später doch noch ein hoffnungsvolles Zeichen, zu wünschen wäre es.