– aufgeschrieben im Herbst 2009
Der Tod Yassir Arafats Ende 2004 führte zur Spaltung der PLO in Fatha und Hamas – Folge der unversöhnlichen Gegensätze zwischen dem gemäßigten und dem radikalen Flügel der PLO. Mit der vorerst irreversiblen Spaltung ist der Nahost-Konflikt in eine andere Phase getreten. Unablässig wurde die Roadmap als einzig gangbarer Lösungsweg beschworen – nun ist sie Geschichte, abgehakt als unrealistisches Konzept. Die neue Lage gleicht der alten vor der Roadmap, aber nun gekennzeichnet von Virulenz und noch mehr Gewaltbereitschaft, hauptsächlich auf der isrealischen Seite.
Es gab schon so viele Initiativen und Abkommen, die nur noch Altpapier sind: das als zielführend gefeierte Oslo-I-Abkommen von 1993, das Gaza-Jericho-Abkommen 1994, Oslo-II, später Camp David II, die Ayalon-Nusseibeh-Vereinbarung, das Beilin-Abu Mazen-Dokument und schließlich die Genfer Initiative von 2003 – sie sind alle gescheitert, sie wurden von einer brutalen Wirklichkeit überholt. Offenbar weiß keiner, wie es weitergehen soll, am wenigsten Barack Obama. Doch der Schein trügt: Die Isrealis haben den roten Faden nicht verloren, und der führt nach Bantustan. Ariel Sharon war von 2001 bis 2006 Isreals Ministerpräsident und ging als Schlächter von Beirut in die Geschichte ein – er propagierte den sogenannten Bantustan-Plan ganz offen: Ähnlich wie die Homelands in Südafrika soll Palästina ein kolonieähnlicher Halbstaat mit stark beschränkten Autonomierechten werden. Solch ein Gebilde lässt sich gut kontrollieren.
Benjamin Netanjahu hat das rigide Denken Sharons praktisch übernommen, obwohl er sich 2005 wegen der Siedlungspolitik mit Sharon überwarf und zurücktrat – beide Likud. Der amtierende Ministerpräsident Isreals ist auch ein Hardliner alter zionistischer Schule, dem die Spaltung der Palästinenser entgegenkam. Das einzige, dafür gravierende Problem liegt in der Umsetzung seiner Absichten unter den Augen der Weltöffentlichung – da muss noch viel Vertuschungsarbeit geleisten werden, da muss noch viel gelogen und schöngeredet werden, selbst in den USA. Die anderen Mitglieder des Nahost-Quartetts sind noch mehr mit sich selbst beschäftigt als die Amerikaner und statten der Krisenregion nur noch widerwillig ihre turnusmäßigen Besuche ab.
Eine brennende Lunte sieht man auch von weitem. Die Palästinenser haben ihre schon immer geringen Chancen auf einen souveränen Staat verspielt, sie werden wahrscheinlich von Isreal in der beschriebenen Weise vereinahmt – wenn nicht vorher ein Riesenknall den Nahen Osten in Flammen aufgehen lässt. Die Flammen könnten um die ganze Erde schlagen.
In der Bibel hießen die Palästinenser noch Philister, die anderen Hirtenstämme waren jüdisch. An ihren Konflikten hat sich bis heute nichts geändert.
LikeLike