Meine beiden Schweine heißen Kalle und Mister Pig. Mister Pig hat so eine Art, deshalb der Name. Ich habe ihn zugekauft, weil Kalle sich einsam fühlte. Er wollte nicht mehr richtig fressen, er grunzte mich traurig an – da konnte ich nicht anders.
Mein Tierarzt, sonst ein Rauhbein, sagte mir, dass man auch Schweine ganzheitlich sehen müsse. Nur Schweine in Gesellschaft wären bio – stimmt, Kalle ist seitdem richtig aufgelebt. Er reißt sein Maul auf, als ob er lacht, ich glaub, er lacht tatsächlich. Mit Mister Pig versteht Kalle sich prächtig, die beiden sind eine Herz und eine Seele.
Schweine wollen sich suhlen. Ich ließ mir naturbelassenen Mutterboden kommen und hielt so lange den Schlauch drauf, bis der Schlamm glänzte. Da ging richtig was ab: Mister Pig war eine halbe Stunde drin und sah danach aus wie ein schwarzes Schwein. Dagegen Kalle, das Sensibelchen, zuerst schnüffelte er nur vorsichtig, aber dann ging er auch in die Vollen. Den Schlamm lasse ich drauf – gut für die Haut, meint der Tierarzt.
Ich kriege Ärger, weil ich Actimel an die Schweine verfüttere. Kalle hatte Verstopfung – was hinten rauskam, war hart wie Zement. Als er mich mit seinen Schweineaugen anstarrte, fiel mir die Reklame aus dem Fernsehen ein, wo Tanten Joghurtbrühe trinken, um besser zu pupsen. Kalle war gleich begeistert von dem Zeug, und siehe da, ein paar Stunden später flutschte es wieder. Inzwischen sind die beiden auf dem Trip: Wenn sie ihr Actimel nicht kriegen, werden sie unausstehlich.
Man kann mit den Schweinen spazierengehen. Sie laufen einem hinterher wie Hunde, bloß dass der Garten nicht gut dabei aussieht. Mister Pig randaliert gern und schlägt sich schon mal in die Büsche. Ich steh nicht so auf Rhododendren oder Tulpenbäume, aber drinnen wird die Stimmung schlechter. Wenn ich draußen auf der Bank sitze, wenn ich meine Hand gegen Kalles platte Nase drücke, wenn ich merke, wie freundlich er schnaubt, wie er zurückdrückt – dann muss ich oft an drinnen denken.
Heute gab es Nackenbraten, gestern Jägerschnitzel, vorgestern Kotelett. Sonst war Kotelett immer zu trocken und Nackenbraten immer zu fett. Im Kühlschrank Packungen mit Schinken, gekocht, geräuchert, was weiß ich, sogar Bierschinken. Aber kein Actimel: Das ist Krieg! So geht das nicht weiter. Wir haben uns schon längst auseinandergelebt.